Inklusion: wenn alle dazugehören

Inklusion: wenn alle dazugehören

„Die Arme ist an den Rollstuhl gefesselt.“ „Er leidet seit vielen Jahren an Muskelschwund, hat keine Kraft mehr.“

Mit solchen oder ähnlichen Kommentaren werden Menschen mit Behinderung, egal ob groß oder klein, ob jung oder alt, ständig konfrontiert. Zwar sind wir alle laut dem deutschen Grundgesetz offiziell gleichberechtigt, doch nach wie vor bekommen chronisch kranke Menschen herablassende oder bemitleidende Blicke von der Seite. Immer noch werden diese Personengruppen benachteiligt, ausgegrenzt und aus der Gemeinschaft ausgeschlossen – nur, weil sie anders sind. Menschen mit Handicap werden nie ein normales Leben führen können. Wie können solche Personen denn uneingeschränkt am sozialen Leben teilhaben? Das ist doch nicht möglich.

Doch, das ist es. Wir müssen nur unser Denken verändern. Davon ist Katharina Reuter, Mitarbeiterin im Integrativen Kindergarten der Lebenshilfe Amberg-Sulzbach e.V., fest überzeugt. Der Schlüssel zum Erfolg sei dabei die Inklusion, über die Frau Reuter die 11. Klassen des Gesundheitszweiges der FOSBOS Amberg im Rahmen der Fachpraktischen Ausbildung in einem Workshop informierte.

Aber was bedeutet Inklusion eigentlich? Um den Jugendlichen den Begriff Inklusion näher zu bringen, malte Frau Reuter ihnen je einen kleinen farbigen Punkt auf die Stirn. Sie konnten zwar sehen, welchen Farbton der Klecks im Gesicht ihrer Mitschülerinnen und Mitschüler hatte, wussten jedoch – zumindest zu Beginn der Aufgabe – noch nicht, mit welcher Farbe ihre eigene Stirn bemalt worden war. Die Aufgabe war, dass alle mit dem gleichfarbigen Punkt auf der Stirn ein Team bilden, dabei allerdings nicht miteinander sprechen. Die Schülerinnen und Schüler nutzten daher entsprechende Handzeichen und fanden so durch Mimik und Gestik rasch die richtige Gruppe. Fast jeder. Drei Schülerinnen bzw. Schüler wurden in keine der „Cliquen“ aufgenommen, weil der Punkt auf ihrer Stirn eine Farbe hatte, die außer den Dreien niemand besaß. Dieser winzige Unterschied war es, der die drei Jugendlichen zu „Außenseitern“ machte. Sie waren diejenigen, die nicht ins Schema passen. Dies wäre übrigens ein klassisches Beispiel für die sogenannte Exklusion.

Im Anschluss an viele die weitere Aufgaben erhielten die Elftklässlerinnen und Eltfklässler noch die Gelegenheit, selbst einige von Katharina Reuter mitgebrachte Gerätschaften auszuprobieren. Unter diesen Geräten befanden sich ein Rollstuhl, Krücken, Ohrstöpsel sowie eine Brille, dessen linkes Glas mit braunem Transparentpapier zugeklebt worden war, um den Vergleich zu einem gesunden Auge zu sehen.

In einem am Ende der Veranstaltung gezeigten Kurzfilm stand ein junger Mann mit Handicap im Mittelpunkt. Jener begab sich als Bär verkleidet in eine Fußgängerzone, stand dort, die Arme freundlich ausgebreitet, und wartete. Zunächst wussten die Passanten nicht recht, was sie von dem kostümierten Mann halten sollen. Die meisten liefen leicht irritiert an dem Bären vorbei. Dann aber wagten sich doch noch einige näher heran und umarmten den verkleideten Mann lachend. Dieser erwiderte die Umarmung mindestens ebenso herzlich. Trotzdem bleibt nach dem Video eine Frage offen: Hätten die Fußgängerinnen und Fußgänger den Mann auch dann noch in die Arme genommen, wäre er nicht verkleidet gewesen?

Müssen sich Menschen mit Behinderung denn wirklich erst verstecken, damit sie umarmt werden? Deshalb: Seid immer offen. Versucht nicht die Krankheit zu sehen, sondern den Menschen dahinter. Gebt Inklusion eine Chance.

Viktoria Welsch, FG11a

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